Dana Widawski präsentiert in ihrer Ausstellung Décorations de Luxe kitschige Porzellanfiguren auf fein glasierten Konsolen, ornamentale Wandverkleidungen und Fliesen auf denen sie ihre figurativen Fantasien einbrannte.
Formal ästhetisch aber auch qualitativ handwerklich, muten ihre Arbeiten wie aus einem Kunstgewerbe-museum gestohlen, es wäre jedoch zu flüchtig geschaut es dabei zu belassen. Sie hält vielmehr einen Spiegel hinter den Dekorationen der Menschheit und zögert dabei nicht sich mit Stereotypen auseinanderzusetzen, Absurditäten aufzudecken und mit Kontrasten zu spielen. Ihre scheinbar dekorativen Kunstwerke sind subtil und amüsant im Ton aber auch sehr provokant.
So beteiligt sich die Berliner Künstlerin zum Beispiel mit ihrer Skulptur Figures de Décoration Nr.1 an der #Me-Too-Debatte mit ersteigerten „Rokoko“ Dekorationsfiguren an denen sie Sprechblasen in Comic-Manier applizierte.
Das Skulpturenpaar präsentiert sie auf einer handgefertigten Keramikkonsole, auf der, altmeisterlich in Unterglasur gemalt, das Hashtag-Symbol in Rocaille gerahmt eingebrannt ist. Dissonanzen in der Harmonie von Form und Inhalt werden bewusst eingesetzt, um die Debatte in eine ganz andere Betrachtung lenken zu können. Während im Rokoko in Hinterzimmern elitärer Salons das Zeitalter der Aufklärung keimte, christliche Moralvorstellungen diskutiert und in Frage gestellt wurden, werden zu Beginn des digitalen Zeitalters öffentlich, in Form von Hashtag-Tweets in sozialen Netzwerken, Missstände angeprangert.
Auf ähnliche Weise parallelisiert Widawski mit ihren Tapetenbildern die Arts & Crafts Bewegung der Industrialisierung mit dem heutigen Zeitgeist und -geschehen. Auf einigen dieser Schablonenmalereien auf Leinwand rekonstruierte sie William Morris Ornamente und kommentierte vexierbildhaft seine im Ornament eingeschriebene Vision einer lebens-wertren Gesellschaft.
Morri’s Ornamente, Grimmische Märchen, antike Mythen und japanische Legenden: Dana Widawski nutzt die Kunstgeschichte und das Internet als Open Source für ihre Phantasie.
Durch ihr fundiertes Wissen in der Ästhetik und Symbolsprache vergangenen Kultur-epochen sind ihre Freiheiten, die sie sich mit ihren „kunsthandwerklichen Rekonstruktionen“ erlaubt, alles andere als beliebig. Es lohnt sich ein tiefer Blick hinter den Kulissen der scheinbar nur verzierenden Dekorationen.
Dana Widawski (Jahrgang 1973), lebt und arbeitet in Berlin. Von 1995 bis 2000 studierte Textildesign an der Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design in Halle/Saale (Diplom) und von 2004 bis 2006 Art in Context an der Universität der Künste in Berlin (Master of Arts). 2018 wurde Dana Widawski mit dem L102.ART PRIZE, 2011 mit dem Kunstpreis der Stadt Schwabach, 2001 mit dem Förderpreis der Wilhelm-Lorch-Stiftung und 2000 mit dem Förderstipendium der HKD Burg Giebichenstein ausgezeichnet. Ihre Arbeiten wurden u.a. ausgestellt in: Galerie Art Mûr (Montréal) Berlin; VI Kunstfestival Bydgoszczcz (Polen); O19 | OSTRALE Biennale, Dresden; Kunstquartier Bethanien, Berlin; Galerie Mutter Fourage, Berlin; Galerie Gilla Lörcher | Contemporary Art, Berlin; Stadtgalerie Schwabach, Bayern; Kulturstiftung der Spaarkasse Karlsruhe; Freies Museum Berlin; Higure 17-15 CAS, Tokio, (Japan); danubeVIDEOARTfestival, Grein (Österreich). Weitere Arbeiten im öffentlichen Raum: Fassadenkunst, Drontheimer Str. 19 und Dirschauer Str./Ecke Revaler Str., Berlin; Wandmalerei zur Ortung VII, Südliche Ringstr. 10, Schwabach (Bayern); Kunst am Bau, Georg-Friedrich-Händel-Halle, Halle/Saale.